Otto Fuchs

Otto Fuchs stand bei der allerersten Meisterschaft in der Saison 1911/12 im Kader der Amateure.

Zum ersten Mal trat der damals 18-jährige Otto Fuchs am 15. Oktober 1911 beim Spiel am WAC Platz zwischen den Amateuren und Rudolfshügel in Erscheinung. Als rechter Mittelfeldspieler erzielte er kurz vor Schluss den 2:2 Ausgleichstreffer und rettete damit seiner Mannschaft einen Punkt.

Seinen zweiten Treffer in einem Meisterschaftsspiel machte er am 24. März 1912 auswärts gegen den Sportclub in Dornbach. In der 6. Minute traf er zur 1:0 Führung. Doch auch diese Partie endete 2:2.

Am 29. Juni 1912, beim 4:0 Sieg am WAC Platz über den WAC, wurde er von Schiedsrichter Franz Uhlirsch des Feldes verwiesen. Er lieferte sich mit dem beinharten WAC Verteidiger Stefan Sudrich ein Handgemenge. In der Presse bekam Otto Fuchs den schwarzen Peter zugeschoben. Er hätte mit den Provokationen begonnen, hieß es. Dabei musste man aber bemerken das Stefan Sudrich auch kein Kind von Traurigkeit war.

In der zweiten Saison 1912/13 trat er zum ersten Mal am 8. September 1912 als Torschütze in Erscheinung. Gegner war wieder der Sportclub und gespielt wurde abermals in Dornbach und ebenso war es wieder Otto Fuchs der für den Führungstreffer sorgte. Wie konnte es anders sein, endete auch diese Partie 2:2.

Otto Fuchs kam nun immer besser in Form. Beim 6:1 Auswärtssieg gegen Rudolfshügel am 15. September 1912 traf er gleich drei Mal. Der junge Mann in der violetten Offensive begann in der Herbstsaison nun regelmäßig zu treffen. Im Frühjahr 1913 wurde es allerdings etwas ruhiger um ihn. Nur bei der 2:5 Niederlage auswärts gegen Simmering, am damaligen Sportplatz neben dem Arsenal, gelang ihm ein Tor.

Besser lief es dann wieder am 12. Oktober 1913, in seiner dritten Saison, als er beim 5:1 Sieg seiner Violetten am Sportplatz des Ober Sankt Veiter SC in der 3. und 8. Minute für eine rasche 2:0 Führung sorgte. In der 80. Minute feierte er schließlich einen Triplepack, nach dem er auch noch zum 5:1 traf.

Otto Fuchs vor einem Spiel auf dem Hütteldorfer WAF Platz in der Saison 1913/14.

Nach der Saison 1913/14 brach der Erste Weltkrieg aus und Otto Fuchs musste für Kaiser und Vaterland gegen Russland in den Krieg ziehen. Am 22. Januar 1915 berichteten Wiener Zeitungen von seiner Kriegsgefangenschaft.

Am 12. April 1916 gab es Nachrichten von Otto Fuchs. Der damals 23-jährige Kriegsgefangene sendete Grüße aus einem sibirischen Kriegsgefangenenlager, und ersuchte um die Zusendung eines Balles um in Kriegsgefangenschaft trainieren zu können. Er schrieb dem Leiter der Amateure Herrn Knapp: „Ferner ersuche ich Dich, meinem Papa einen abgespielten Ball übergeben zu wollen, der mir diesen dann nachsenden wird. Es bietet sich hier zum Training vorzügliche Gelegenheit und es wird unsere „Sibirische Sommermannschaft“ vielleicht besser sein als die der Amateure. Nebst Rudolf Merz (Sportclub), Feldmann (Rapid) sind noch viele ungarische und reichsdeutsche Fußballer hier.“

Ein Bild von Otto Fuchs nach seiner Kriegsgefangenschaft.

Am 17. September 1917 las man folgenden Bericht in einer Wiener Zeitung: Amateure Star Otto Fuchs, der sich schon länger in russischer Kriegsgefangenschaft befand, ließ seine Freunde in der Heimat mit einer Postkarte wissen, dass es ihm hervorragend ginge. Er schrieb: „Das Lager in Nikolsk ist tadellos eingerichtet. Wir speisen im Restaurant bei gedeckten Tischen und auch die Qualität des Essens reicht zumindest an die heimische Suppenküche heran. Es wird auch hier guter Sport geboten. Ferner gibt es vorzügliche Konzert-, Theater- und Varietevorstellungen. Man lebt hier ganz gut.“

Nach der Kapitulation Russlands wurde Otto Fuchs aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Die Heimreise war aber nicht einfach, da inzwischen der russische Bürgerkrieg ausbrach. Otto Fuchs musste über China die Heimreise antreten.

Sein Comeback feierte Otto Fuchs am 23. März 1919 bei schönem Fußballwetter. Seine Mannschaft traf auf einer Anlage in Ober Sankt Veit auf Simmering und trennte sich dabei 1:1. Otto Fuchs kam als rechter Mittelfeldspieler zum Einsatz und war natürlich noch nicht in der Form wie vor dem Krieg. In einem Spielbericht wurde er sogar als „Totalversager“ abgestempelt.

Seinen ersten Treffer nach dem Krieg erzielte er am 1. Juni 1919 beim 3:0 Auswärtssieg gegen Rudolfshügel. Der Spezialist für Führungstore machte auch in diesem Spiel das erste Tor. Diesmal jubelte die Presse über seine Leistung. Die Sport Rundschau schrieb: „In dem, im allgemeinen recht dürftigen Angriff der Amateure qualifizierte sich gestern der Heimkehrer Otto Fuchs als ein Stürmer unserer derzeitigen allerersten Klasse. Er leitete auch die erste erfolgreichste Angriffsaktion ein und verhalf seiner Mannschaft durch ein Prachtgoal zur Führung. Punkto Kopfspiel, Aufopferung und Schneid blieb Otto Fuchs von Freund und Feind unerreicht. Seine vorbildlich zugespielten Bälle fanden nur selten zweckentsprechende Verwendung.

Am Ende der Saison 1918/19 zeigte sich Otto Fuchs wieder in hervorragender Verfassung und stellte auch wieder seinen Torriecher unter Beweis.

Für die Saison 1919/20 rüstete sein Verein dann ordentlich auf und Otto Fuchs hatte, trotz guter Form am Saisonbeginn, oft Probleme in die Startformation zu kommen und galt meist nur als Ersatzmann. So kam er beim Spiel am 23. November 1919 zu Hause gegen Rudolfshügel nur zum Einsatz, weil Viktor Löwenfeld ausfiel. Auf Grund der fehlenden Spielpraxis galt er in dieser Partie dann auch als der Schwachpunkt seiner Mannschaft. Die Angriffe der Rudolfshügler rollten immer nur über seine Seite und er hatte denen nichts entgegenzusetzen. Trotzdem siegten die Amateure, auf Grund ihrer individuellen Klasse der restlichen Spieler, klar und deutlich mit 6:0.

Am 7. Dezember 1919, bei heftigem Wind, machte Otto Fuchs mit einem Frustfoul auf sich aufmerksam. Beim 2:0 Sieg auf eigener Anlage gegen die Hertha aus Favoriten, mähte er den Jungstar der Gäste – Otto „Schloime“ Fischer – rücksichtslos nieder. Die Nerven lagen da bereits blank und der junge Herthamann revanchierte sich bei dem am Boden liegenden Fuchs auf seine Weise. Otto Fuchs konnte also auch unsportlich auftreten. Die Presse schrieb nach dem Spiel: „Otto Fuchs war mit dem Topstar der Hertha, Otto „Schloime“ Fischer, völlig überfordert.“

Im Frühjahr 1920 kam Otto Fuchs dann wieder öfter zum Einsatz und auch seine Leistungen wurden wieder besser. Beim Rückspiel gegen die Hertha in Favoriten zählte er zu diesen besten Spielern am Platz. Diesmal hatte er den aufstrebenden Jungstar der Hertha voll im Griff.

Am 17. April 1920 wurde er als möglicher Teamkandidat gehandelt. Eine Zeitung schrieb: „Otto Fuchs (Amateure) ist vor allem ein defensiver und kopfballstarker Spieler. An einem guten Tag auch ein Gewinn für die Offensive.“

Am 13. Mai 1920, beim Cup Viertelfinale gegen den FAC, durfte er zum ersten Mal als Spielmacher einlaufen. Er musste dort Topstar Jenö Konrad ersetzten. Die Amateure setzten sich nach einem 2:2 nach Verlängerung durch einen Losentscheid durch. Die Presse schrieb: „Otto Fuchs konnte im zentralen Mittelfeld Topstar Jenö Konrad gut ersetzen.“ Fuchs spielte nun wieder regelmäßig und hatte seinen Stammplatz in der Mannschaft.

Am 13. Juni 1920, im Spiel gegen den Sportclub, glänzte er sogar als Torhüter, nach dem Tormann Walter Joachim ausgeschlossen wurde. Das Spiel endete 2:2 und die Violetten konnten nach dem Spielverlauf mit diesem Punkt gut leben.

Am 4. Juli 1920 stand er dann auch im Cupfinale gegen Rapid in der Startformation. Diesmal aber links im Mittelfeld, da Wunderknabe Karl Kurz rechts zu spielen hatte. Vor 25.000 Zuschauern am neu errichteten Simmeringer Sportplatz unterlag seine Mannschaft aber deutlich 2:5.

Beim ersten Gegentor war er mitten im Geschehen: „Nach 8 Minuten war Edi Bauer am Ball. Amateures Mittelfeldspieler Otto Fuchs stellte sich ihm in den Weg und wurde sogleich elegant umspielt. Das Sporttagblatt schrieb: „Fuchs war durch Bauers Finte anscheinend so verblüfft, dass er versäumt ein zweites Mal zum Gegenangriff anzusetzen, obwohl er Zeit genug hat.“ Edi Bauer ging einige Schritte und zog dann ab, doch der Abschluss missglückte. Plötzlich tauchte im richtigen Moment Karl Wondrak auf. Er fing den missratenen Ball auf und donnerte ihn volley in die Maschen des violetten Heiligtums. TOR! 1:0 für Rapid nach 8 Minuten!“

Auch beim 2:0 für Rapid sah Otto Fuchs nicht sehr gut aus: „In der 25. Minute erkämpfte sich Karl Wondrak gegen Otto Fuchs den Ball. Schnell ging es an der Seitenlinie vorwärts und dann kam auch schon die hohe Flanke in den Strafraum. Der Ball gelangte direkt auf Edi Bauer, der zwar gleich von zwei Mann gedeckt wurde, aber dennoch mit einem Volleyschuss abschließen konnte. Der Ball kam zu perfekt auf das Tor und Wilhelm Meisl war völlig machtlos. TOR! 2:0 für Rapid nach 25 Minuten!“

Otto Fuchs wurde als Jude im Nationalsozialismus verfolgt. Sein Betrieb wurde enteignet und brannte kurz vor Kriegsende ab. Er überlebte diese Zeit mit Unterstützung von Freunden und nichtjüdischen Verwandten in Wien und blieb seinen Violetten als Zuschauer treu und starb am 12. Oktober 1968.