Franz Weber

Franz Weber war beim allerersten Meisterschaftsspiel der Vienna am 17. September 1911 noch nicht dabei.

Zum ersten Mal trat er am 22. Oktober 1911 beim 5:0 Heimsieg vor 500 Zuschauern gegen den SC Simmering als rechter Mittelfeldspieler in Erscheinung. Beim Rückspiel am 16. Juni 1912 in Simmering – es setzte ein 0:6 Debakel – galt er als bester Vienna Spieler. Zumindest als einer, der sich noch bemühte, hieß es in der Presse.

Im Sommer 1912 war er Teil der österreichischen Olympiafußballmannschaft und zählte damit zu den besten Fußballern Österreichs. Er kam zu zwei Einsätzen. Das olympische Fußballturnier hatte damals den Stellenwert einer Fußballweltmeisterschaft heute. Fußballwellmeisterschaften gibt es ja erst seit dem Jahr 1930. Österreichs Höhepunkt in diesem Turnier war ein 5:1 Sieg im Achtelfinale über Deutschland. Gegen die Niederlande war im Viertelfinale aber dann nach einer 1:3 Niederlage Schluss.

Ein gut gekleideter Franz Weber bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912.

Franz Weber war groß gewachsen und damit auch sehr kopfballstark.

Franz Weber spielte im Herbst 1912 dann auch für die Wiener Stadtauswahl. Ein weiterer Beleg dass er damals zu den besten Spielern Österreichs zählte, wurde ja damals nur in Wien professionell Fußball gespielt.

Franz Weber bei der 0:2 Niederlage seiner Mannschaft am Hütteldorfer WAF Platz (8. Dezember 1912).

Zu Beginn der Frühjahrssaison 1913 verletzte er sich schwer und fiel bis April aus. Am 20. April 1913 war er dann schon wieder dabei und zählte bei der 1:2 Heimniederlage gegen Titelverteidiger Rapid zu den besten Spielern seiner Mannschaft.

Am 1. März 1914 war er bei der 1:3 Heimniederlage gegen die Amateure der beste Mann am Feld. Als er sich verletzte und das Spielfeld verlassen musste, nahm das Unheil seinen Lauf und die Vienna verlor nach einer 1:0 Führung, noch mit 1:3. Franz Weber fiel nach dieser Verletzung bis zum Ende der Saison aus. Die Vienna konnte diesen Verlust nicht ersetzen und stieg am Ende ab.

Als er sich wieder fit meldete, war der Erste Weltkrieg schon voll im Gange. Franz Weber kämpfte in einem Grazer Regiment gegen die Russen im Osten. Am 12. September 1915 dürfte er Heimaturlaub gehabt haben, denn an diesem Tag lief er für den WAF im Mittelfeld ein. Seine Mannschaft schlug den WAC auf eigener Anlage vor einer „großen Zuschauermenge“ mit 4:2. In der Zeitung war nach dem Spiel zu lesen: „Das Prunkstück des WAF war das Mittelfeld. Franz Sedlacek, Georg Heiss, und Franz Weber, waren in der Vorkriegszeit schon gestandene Spieler.“ Sein Kriegseinsatz wirkte sich also nicht auf seine Leistung am Spielfeld aus.

Am Beginn der Saison 1916/17 spielte Franz Weber weiter für den WAF, der damals bekannt war gut zu zahlen. Im Frühjahr 1917 kehrte er allerdings wieder zu seinem alten Stammverein zurück und verstärkte die Vienna in der zweiten Liga als Spielmacher. Am 22. April 1917 konnte man lesen: „Die Vienna musste in der zweiten Liga eine weitere Niederlage hinnehmen. Trotz starker Aufstellung unterlag man gegen die Hakoah mit 0:1. Spielmacher der Vienna war der Altstar Franz Weber. Er wusste vor allem defensiv zu überzeugen.“

„In der zweiten Liga siegte die Vienna über Spitzenmannschaft Admira auswärts überraschend hoch mit 8:4. Die Sport Rundschau schrieb: „Die Vienna stellte eine Mannschaft, die sich mit jeder Erstklassigen messen kann. Der Tormann Richter ist etwas unsicher, im entscheidenden Augenblick verlässt ihn die Ruhe. Die Verteidiger Robby und Rumbold, zwei altbewährte Kämpen, doch etwas zu derb. Die Läuferreihe Haubner – Franz Weber – Grünbaum unermüdlich, fleißig und arbeitsam, sicher im Ballabnehmen und Zuspiel.“ Das las man am Ende der Saison 1917/18.

Auch eine Saison darauf machte er positive Schlagzeilen. Am 29. September 1918 wurde berichtet: „In der zweiten Liga siegte die Vienna über Nussdorf mit 5:1 und bestätigte ihre großartige Form. Bei der Vienna fiel vor allem Altstar Franz Weber auf. Die Vienna spielte technisch starken Fußball, aber auch das kämpferische Element kam nicht zu kurz.“ Franz Weber galt in vielen Spielen dieser Saison als der beste Mann am Feld.

Als die Vienna in der Saison 1919/20 endlich wieder erstklassig war, lief Franz Weber am 24. August 1914 als Spielmacher im zentralen Mittelfeld ein. Er feierte an diesem Tag einen 4:1 Auswärtssieg über die Admira. Franz Weber war in dieser Saison der routinierte Regisseur seiner Mannschaft. Beim 1:1 auswärts gegen Meister Rapid am 12. Oktober 1919 hatte er wohl seine beste Vorstellung. Die Presse schrieb: „Rapid Star Josef Brandstetter war im Zentrum gegen seinen Konkurrenten Franz Weber glatt unterlegen.“

Am 18. Oktober 1919 spielte er trotz Übelkeit und führte seine Mannschaft zu einem 3:0 Heimsieg gegen den WAC. Gegen Ende der Herbstsaison wurden seine Leistungen dann schwächer und am Ende zog er es vor nicht mehr zu spielen. Er dürfte gesundheitliche Probleme gehabt haben. Die Vienna konnte ihn wieder einmal nicht ersetzen und die Leistungen und Ergebnisse der Döblinger litten darunter.

Erst ab März 1920 war er wieder dabei. Er konnte allerdings nicht sofort an seine alte Form anschließen und man merkte ihm die lange Pause an. Nach dem 1:1 der Vienna am 21. März 1920 auf dem Sportclub Platz gegen den FAC war zu lesen: „Viennas Spielmacher Franz Weber kam langsam wieder in seine alte Form.“

Gegen Ende der Saison 1919/20 lief er wieder zur alten Hochform auf. Er gewann so gut wie jedes Kopfballduell und galt auch als stimmgewaltiger Antreiber und Motivator im zentralen Mittelfeld. Bei der 2:3 Niederlage am 9. Mai 1920 gegen die Amateure schrieb die Wiener Sportpresse über ihn: „Franz Weber, dieser prachtvolle Seniorfußballer, hätte einem erstklassigen britischen Stürmer gegenüber nicht schwerer gespielt.“

Beim 2:2 seiner Vienna am Sportclub Platz gegen Admira am 6. Juni 1920 schien er allerdings keine Lust gehabt zu haben. „Altstar Franz Weber schien nicht bei Laune zu sein und viel zu langsam“, schrieb man Tags darauf in der Presse. Die Saison war fast vorbei und die Vienna hatte mit dem Abstieg nichts mehr zu tun. Die Mission war erfüllt.