Johann Neumann war der Verbindungsstürmer neben Mittelstürmer Johann Studnicka und dürfte auch ein sehr guter Freund von ihm gewesen sein, denn er war der einzige Spieler der bei der Abspaltung 1910 nicht mitmachte und dem WAC und Johann Studnicka die Treue hielt, in einer aussichtlos scheinenden Situation blieb und für einen Neuaufbau zur Verfügung stand.
Johann Neumann dürfte kurz vor der Abspaltung um das Jahr 1910 in die Kampfmannschaft gekommen sein. Er machte schon in der ersten Meisterschaft 1911/12 auf sich aufmerksam. Neumann verfügte über einen scharfen Schuss und er zielte stets genau. Der richtige Durchbruch gelang ihm aber erst in den zwei Saisonen danach, als er sich zwei Mal in Folge die Torjägerkrone holte.
In der ersten Kriegssaison 1914/15 stellte er ebenso wieder seine Klasse unter Beweis, denn mit seinen Toren hatte er einen großen Anteil am ersten Meistertitel des WAC. Noch während dieser Saison musste er aber in den Krieg und wurde unmittelbar nach dem er die Frontlinie erreicht hatte von den Russen gefangen genommen.
Er kam an das andere Ende des Russischen Reiches, an die chinesisch-mongolische Grenze und arbeitete im Gefangenenlager als Bäcker. Wie seine Briefe in die Heimat belegen, war er sehr unglücklich über sein Los. Am Höhepunkt seiner Karriere, so aus dem Leben eines Fußballstars gerissen zu werden, an die Front geschickt und dort in russische Kriegsgefangenschaft zu geraten, tat wohl sehr weh.
Als der Krieg zu Ende war, und die Österreicher mit den Russen Frieden schlossen, war die Tortur für Johann Neumann aber noch lange nicht zu Ende. Denn es brach nun der russische Bürgerkrieg aus und wie sonst sollte Neumann jetzt vom anderen Ende der Welt durch ein vom Bürgerkrieg zerrüttetes Land nach Hause kommen. Erst in den 20er Jahren tauchte er wieder in Wien auf und nahm noch einmal seine Tätigkeit als Fußballer auf. Er schloss sich wieder dem WAC an, ging dann zur Vienna, aber an die Klasse die er vor dem Krieg hatte, an die konnte er nie wieder anschließen.
Johann Neumann während seiner Kriegsgefangenschaft in Sibirien.