Leopold Neubauer

Der linke Verbindungsstürmer Leopold Neubauer hatte seinen ersten Einsatz als 22-jähriger in der Meisterschaft am 8. Oktober 1911 am WAC Platz. Der Gegner hieß Amateure, die Partie endete 2:2 und Leopold Neubauer erzielte in der 16. Minute den Führungstreffer.

Leopold Neubauer zählte zu den besten Stürmern seiner Zeit.

Im Sommer 1912 reiste Leopold Neubauer mit dem Olympiateam nach Stockholm um am olympischen Fußballturnier teilzunehmen. Neubauer kam in allen 5 Spielen zum Einsatz und erzielte zwei Tore. Die österreichische Mannschaft erreichte das Finale des Trostturniers und unterlag dort Ungarn mit 0:3.

Leopold Neubauer am 16. März 1913 vor einem 2:0 Heimsieg gegen den SC Simmering.

In diesem Spiel erzielte er das Führungstor. Leopold Neubauer war als verlässlicher Torschütze bekannt und gefürchtet.

Bei einem Heimspiel gegen die Hertha – seine Mannschaft siegte 6:1 – am 4. Mai 1913, musste er nach einer Gewaltorgie der Ostfavoritner in das Krankenhaus eingeliefert werden: „Die Hertha antwortete ihrerseits mit einer derben und unsportlichen Spielweise. Vor allem Gustav Lanzer und Oskar Fischer-Lustig taten sich besonders hervor, und wurden von Schiedsrichter Karl Schediwy auch zurecht des Feldes verwiesen. Leidtragender dieser Gewaltorgie war Sportclub Angreifer Leopold Neubauer, der mit einer üblen Verletzung in das Krankenhaus eingeliefert werden musste.“

Im Sommer 1913 war die Stimmung beim Sportclub sehr schlecht und daher war es für den WAF nicht schwer Leopold Neubauer abzuwerben. Neben Johann Schwarz und Adolf Fischera war der Angriff des WAF nun gewaltig besetzt. Nach dem 6:0 Triumph des WAF am 14. September 1913 gegen den SC Rudolfshügel konnte man lesen: „Die WAF Neuerwerbung Leopold Neubauer vom Wiener Sportclub erzielte zwar kein Tor, fügte sich aber blendend in das Kombinationsspiel des WAF ein, und bereite viele gefährliche Aktionen und Tore vor.“

Nach dem 5:3 Heimsieg am 21. September 1913 gegen die Amateure schrieb eine Sportzeitung: „Der WAF zeigte sich weiter in bärenstarker Form. Ihre Offensive mit den 3 Topstars Leopold Neubauer, Adolf Fischera und Johann Schwarz war eine Klasse für sich die jede Abwehr in ihre Einzelteile zerlegen konnte. Das zeigte sich auch in diesem Spiel.“

Leopold Neubauer am 23. November 1913 beim 5:1 Heimsieg am Hütteldorfer WAF Platz gegen die Vienna. Es war das erste Spiel unter dem neuen Trainer Max Leuthe. Leopold Neubauer erzielte in diesem Spiel das 4:1.

Am 1. März 1914 siegte der WAF zu Hause gegen die Hertha nur knapp mit 2:1: „Der gesamte WAF Angriff zeigte sich in diesem Spiel relativ schwach. Leopold Neubauer hatte gegen sehr motivierte und energischen Gegenspieler (Leopold Weiss und Ludwig Jetzinger) nicht viel entgegenzusetzen.“

Beim 1:1 im Topspiel gegen Rapid am WAF Platz vor 10.000 Zuschauern am 17. Mai 1914 gelang ihm ein sehenswertes Tor: „Doch die Freude über diesen wichtigen Treffer hielt bei Rapid nicht lange. Wenige Sekunden nach Wiederanpfiff drosch Henry Pak den Ball quer über das Feld. Leopold Neubauer ging mit einer perfekten Ballannahme dazwischen, und zog gleich danach, nur wenige Meter vor dem Tor entfernt, ab. Der scharfe Ball zischte in die Maschen und ließ dem Rapid Torhüter Josef Kaltenbrunner keine Abwehrmöglichkeit.“

Im Sommer 1914 feierte Leopold Neubauer mit seinem WAF dann den österreichischen Meistertitel. Die Freude währte aber nur kurz, denn nur wenige Wochen danach brach der Erste Weltkrieg aus. Leopold Neubauer blieb aber noch davon verschont, denn er lief weiter für seinen WAF ein und musste nicht an der Front kämpfen.

Nach dem 5:0 Sieg über Simmering am 1. November 1914 wurde geschrieben: „Bester Mann des Spiels war WAF Stürmer Leopold Neubauer der aus allen Lagen schoss, das auch sehr genau, und die ersten drei Tore erzielte.“

Eine Szene aus dem besagten Spiel. Leopold Neubauer, ganz in weiß, der als Mittelstürmer auflief, bedrängt Simmering Torwart Johann Kimmel.

Auf Grund des Krieges wurden die Spiele im Herbst nur als Testpartien ausgetragen. Die Meisterschaft startete erst im Frühjahr 1915. Auch da war Leopold Neubauer noch dabei.

Am 25. Juli 1915 lief er dann am WAF Platz als linker Verbindungsstürmer im Cupfinale für den FAC ein. Er machte die ersten zwei Tore und sorgte so für den soliden Grundstein eines 3:1 Sieges gegen Zweitligist Admira. Nach dem Meistertitel im Jahr 1914 feierte Leopold Neubauer damit nun auch den Cupsieg ein Jahr darauf. Möchte man meinen, doch man irrte sich. Denn dieser Leopold Neubauer hatte den gleichen Namen als jener vom WAF und spielte auch noch auf der gleichen Position im Angriff. Die Verwechslungsgefahr war daher hoch.

Im Herbst 1915 war Leopold Neubauer weiter für den WAF in der Meisterschaft tätig. Vom Krieg wurde er noch verschont. Bei der 1:2 Niederlage gegen den FAC im ersten Spiel am 25. August 1915 – es regnete in Strömen – konnte man ihm den Frust ansehen hier an diesem Tag auf dem Platz stehen zu müssen. Er hatte anscheinend keine Lust.

Nach dem 4:2 Sieg über Erzfeind WAC am 12. September 1915 wirkte Leopold Neubauer motivierter: „Er bewährte sich als guter Kombinationsspieler, und verstand sich eher als Vorbereiter anstatt eines Vollstreckers.“ In den Spielen darauf traf er regelmäßig und wurde auch oft als bester Mann am Platz bezeichnet. Am 7. Dezember 1915 kam er in der Nationalmannschaft beim 2:6 in Budapest zum Einsatz. Er bereitete beide Treffer der Österreicher vor und seine Leistung wurde von der Presse als „brav und nützlich“ bezeichnet. Nach dem Spiel wurde bekannt dass seine gesamte Haut am Oberschenkel von einem Ungarn abgeschürft wurde. Die Ungarn spielten damals sehr hart und schmutzig.

Am 9. April 1916 fehlte plötzlich Leopold Neubauer in der Startformation des WAF. Daher gab es gegen Wacker auswärts auch nur ein 0:0. Der Grund war unbekannt, aber schon bald war er wieder dabei und schoss regelmäßig weiter seine Tore.

Am 9. Juli 1916 wurde er wegen eines organischen Herzfehlers bei der Musterung zurückgestellt.

Der WAF beendete sie Saison 1915/16 mit vielen Neubauer Toren hinter Rapid und dem FAC auf dem dritten Platz.

Bei Beginn der Saison 1916/17 war Leopold Neubauer weiter für den WAF tätig. Beim 2:1 Auswärtssieg bei den Amateuren am 17. September 1916 zeigte er eine außergewöhnlich starke Leistung, wurde aber nach Ausschreitungen auf den Rängen und am Feld von Schiedsrichter Oskar Lorenz in der 68. Minute ausgeschlossen.

Beim Topspiel am 29. Oktober 1916 gegen den Lokalrivalen Rapid auf dem Rapid Platz rannte er sich die Seele aus dem Leib, wurde berichtet. Die Begegnung endete 1:1. Den Ausgleich für den WAF in der 68. Minute erzielte natürlich Leopold Neubauer. Neubauer hätte aber sogar noch für den Siegestreffer sorgen können: „Kurz vor Ende der Partie hätte der WAF aber sogar noch einen zweiten glücklichen Zufallstreffer erzielen können. Leopold Neubauer vergab aber völlig frei und aussichtsreich vor dem Tor. Das wäre dann aber wohl zuviel des Zufalls gewesen, wenn hier der WAF sogar noch als Sieger vom Platz gegangen wäre.“

Am 5. November 1916 war Leopold Neubauer als rechter Flügelstürmer beim Länderspiel gegen Ungarn dabei. Die Partie endete vor 9.000 Zuschauern am WAF Platz mit 3:3.

Beim 8:1 Sieg des WAF über Simmering am 11. März 1917 zeigte sich Leopold Neubauer in prächtiger Verfassung und für die Simmeringer Verteidiger nur schwer zu halten.

14. März 1917: „Gute Nachrichten für die roten Hütteldorfer des WAF! Ihr Mittelstürmer Leopold Neubauer wurde als untauglich eingestuft. Somit blieb dem aktuellen Tabellenführer eine wertvolle Kraft für den Titelkampf erhalten. In Zeiten wie diesen ein unschätzbarer Vorteil.“ Die nächste Partie, 4 Tage später, am Rapid Platz gegen die Amateure, wurde allerdings überraschend 2:3 verloren. Man verlor damit die Tabellenführung und rutschte am Saisonende sogar noch auf den vierten Platz zurück.

Am Saisonbeginn 1917/18 musste Leopold Neubauer seine Mittelstürmerposition räumen. Das junge Talent Jenö Gansl nahm nun diesen Posten ein. Neubauer wurde als rechter Verbindungsstürmer eingesetzt.

Ende Dezember 1917 reiste die österreichische Nationalmannschaft zu einem Länderspiel in die Schweiz. Die Österreicher siegten 1:0. Josef Brandstetter, Alexander Popovich und Leopold Neubauer galten als die besten Österreicher in diesem Spiel.

Am 24. März 1918 sah man ihn dann wieder in der Rolle des Mittelstürmers. Seine Mannschaft siegte gegen Wacker zu Hause mit 7:2 und Leopold Neubauer präsentierte sich in alter Stärke. Alleine 4 Tore erzielte er in diesem Spiel. Sein Schussvermögen war immer noch bemerkenswert.

19. April 1918: „Die Diskussionen über die falsche Zusammenstellung der österreichischen Nationalmannschaft beim Länderspiel rissen nicht ab. Es tauchte die Frage auf warum Mittelfeldspieler Friedrich „Konus“ Kerr vom WAC und Mittelstürmer Leopold Neubauer vom WAF nicht nominiert wurden.“

Leopold Neubauer traf weiter regelmäßig und am Ende belegte seine Mannschaft hinter dem FAC und Rapid wieder den dritten Platz.

Am 8. Juni 1919 beim Pfingstturnier am WAF Platz verloren die Gastgeber gegen Nordstern Basel 0:2 und Leopold Neubauer war komplett außer Form. Er spielte zu eigensinnig und verlor mit dieser Spielweise so gut wie alle Bälle. Der WAF beendete die Saison 1918/19 auf Rang 4.

Am Saisonbeginn 1919/20 lief Leopold Neubauer noch einmal für den WAF auf, allerdings nur in einem Vorbereitungsspiel. Der WAF siegte zu Hause gegen die zweitklassigen Cricketer mit 3:1 und Leopold Neubauer begann als linker Flügelstürmer. Am 14. September 1919 wurde er dann als neuer Sportclub Trainer vorgestellt. Er kehrte also wieder zu seinen Wurzeln zurück.

Als Sportclub Trainer lief er aber immer noch hin und wieder für den WAF auf. So auch am 26. Oktober 1919 als rechter Flügelstürmer bei der 0:3 Heimniederlage gegen den großen Favoriten Amateure. Eigentlich hätte er als Sportclub Trainer zeitgleich am Sportclub Platz sein sollen. Seine Mannschaft spielte dort Meisterschaft gegen die Admira. Aber es zeigte wieder einmal wie ernst damals in dieser Zeit der Job des Trainers genommen wurde.

Bei der 0:1 Niederlage gegen Rapid am 29. Februar 1920 streifte er sich dann auch noch das Sportclub Trikot über. „Spielertrainer Leopold Neubauer zeigte Fleiß und manche technische Einfälle“, hieß es am nächsten Tag in der Presse.

Leopold Neubauer stellte sich im Frühjahr 1920 oft noch selbst in der Startformation auf. Seine junge Sportclub Mannschaft spielte sehr erfolgreich und hatte noch in der Frühjahrssaison Titelchancen. Am Ende fehlten aber 3 Punkte auf die beiden Wiener Großklubs Rapid und Amateure.

Danach verabschiedete sich Leopold Neubauer vom Fußball und über seinen weiteren Werdegang ist heute nichts mehr bekannt.