Franz Urban

Franz Urban hatte sein Debüt in der Meisterschaft als rechter Innenverteidiger neben Hermann Neisse, am 1. Dezember 1912, beim 1:1 zu Hause gegen den FAC. Seine Mannschaft befand sich damals in einer Krise. Man litt unter Personalsorgen und auch die Ergebnisse passten nicht. Von den letzten 5 Spielen gingen 4 deutlich verloren und man kam nur zu einem einzigen Torerfolg (1:5 gegen WAC). Nur gegen Rudolfshügel wurde ein 0:0 ermauert. Die Zeit war also reif für frisches Blut in der Mannschaft und der junge Franz Urban schien Talent und schon das Können gehabt zu haben der Vienna neue Impulse geben zu können. Das war die Ausgangslage vor seinem Debüt.

21. September 1913 bei der 1:2 Heimniederlage gegen den FAC: „Heinrich Retschury, beständig wie immer, und Franz Urban standen wie ein Fels und ließen die wenigen FAC Angriffe zu Beginn locker abprallen.“

15. November 1913 beim 1:1 auswärts gegen den Sportclub: „Die Verteidigung der Vienna zeigte sich wieder einmal von ihrer besten Seite. Franz Urban und Heinrich Retschury machten es für den Sportclub Angriff besonders schwer.“

30. November 1913 bei der 0:3 Auswärtsniederlage gegen die Hertha: „Besonders Franz Urban stach hervor. Er wurde nach dem Spiel zum besten Vienna Spieler gekürt.“

11. Januar 1914 nach dem 0:0 im Länderspiel in Mailand gegen Italien: „Dieses 0:0 war damals noch ein eher ungewöhnliches Ergebnis. Es wurde der exzellenten Abwehrarbeit beider Verteidigungslinien zugeschrieben. Franz Urban von der Vienna und Jakob Swatosch von Simmering, die in der Innenverteidigung spielten, lieferten an diesem Tag eine Weltklasseleistung ab.“

15. März 1914 nach der 1:3 Auswärtsniederlage bei Rapid: „Die beiden Innenverteidiger der Vienna, Franz Urban und Karl Rumbold, präsentierten sich wieder einmal in exzellenter Form.“

Am 3. Mai 1914 spielte Franz Urban für die österreichische Nationalmannschaft gegen Ungarn am WAC Platz vor 22.000 Zuschauer, was ein neuer Zuschauerrekord war. Die Österreicher siegten 2:0 und Siege gegen Ungarn waren damals rar.

21. Juni 1914 nach der 1:2 Heimniederlage im Abstiegskampf gegen Hertha: „Die überraschende Mutlosigkeit der Vienna in diesem wichtigen Spiel war für viele Zuschauer nicht nachzuvollziehen. Ein Grund dafür könnte die Verletzung von Franz Urban gewesen sein. Der Fels in der Brandung spielte zwar weiter, konnte aber nicht seine volle Leistungsfähigkeit abrufen. Und die Defensive der Vienna war immer die Basis auf der ihr gesamtes Spiel aufbaute. Gab es an diesem Fundament eine Schwäche, so litt die gesamte Mannschaft darunter.“ Im Spielbericht konnte man lesen: „Auch die Verletzung von Vienna Verteidiger Franz Urban wurde immer schlimmer. Er weigerte sich aber das Spielfeld in dieser Situation zu verlassen. Auch wenn er sich kaum mehr bewegen konnte, versuchte er seinen Mann zu stehen, und seiner Mannschaft eine Hilfe zu sein.

Im Oktober 1915 wurde er mit der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.

Im Januar 1916 konnte man über ihn lesen: „Eine seltene Auszeichnung wurde dem bekannten Wiener Fußballer Franz Urban zuteil. Urban, der ein italienisches Offiziersbajonett erbeutet hatte, erhielt von seinem Kommando die Erlaubnis, dieses Erzherzog Friedrich persönlich überreichen zu dürfen. Dieser Tage erhielt nun Urban ein eigenhändiges Handschreiben des Erzherzogs, worin ihm die ehrendste belobende Anerkennung ausgesprochen wurde. Urban, der Leutnant war, errang bereits alle vier Tapferkeitsmedaillen.“

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Die Sport Rundschau zum Tode von Franz Urban:

Franz Urban.

Eine Schaudernachricht kommt uns zu. Gestern langte eine Karte von dem Viennaspieler Paul Kohn ein, worin er mitteilt dass sein Vorgesetzter, sein Klubkollege Urban, durch einen Kopfschuss gefallen ist und man möge seine Angehörigen hievon schonend verständigen. Er selbst (Kadett Kohn) liege erkrankt in einem Feldspital.

Urban, eine Zierde der Sportgemeinde, der Stolz des First Vienna Football Club, hat auf dem Col di Lana den Heldentod gefunden. Mit ihm ging nicht nur einer der besten, sondern auch einer der fairsten Sportsleute, einer, der sich wohl allgemeine Sympathien errang.

Als kaum 14-jähriger kam er zur Vienna und spielte als Verteidiger in der drei Jahre ungeschlagenen Schülermannschaft. Sodann wirkte er ganz kurze Zeit in der Sportclub Jungmannschaft, um sodann wieder bei seinem alten Verein tätig zu sein. Er avancierte von Mannschaft zu Mannschaft, von der 2. in die 1. Jungmannschaft, kam dann in die Reserve, und musste schließlich einmal als Ersatz in der ersten Mannschaft aushelfen, wobei er ein derartiges Talent verriet, dass man ihm sogar dem vorzüglichen Back Drechsler vorzog und demgemäß für ständig aufstellte. Dank der guten Schulung durch seinen Spielnachbar Rumbold, brachte er es zu einer außerordentlichen Fertigkeit und galt er mit Genanntem als das beste Verteidigungspaar Österreichs und wurde einer der besten Teamrepräsentanten. Er wirkte dreimal als Repräsentativer und zwar gegen Italien, Berlin und Ungarn, wobei zufällig zu konstatieren war, dass unter seinem Mitwirken sämtliche dieser internationalen Veranstaltungen für seine Farben torlos ausgingen. Gewiss ein gutes Beispiel seiner hervorragenden Verteidigerqualität. Es war geradezu ein Genuss, seine elegante Stoßkraft, seine elegante Balltechnik und vor allem sein phänomenales Kopfspiel zu bewundern.

In der letzten Zeit vor seinem Abmarsch ins Feld kursierten verschiedene Gerüchte, die auf einen Austritt aus seinem Stammklub hindeuteten, jedoch bald widerlegt wurden, indem man den angeblich Ausgetretenen nach einem kurzen Abstecher ins feindliche Lager, wieder für seine Farben tätig sah, und zwar war es für ihn auch gleichzeitig das letzte Wettspiel, dieses gegen Victoria Zizlow. Jeder, der ihn näher gekannt hatte, wusste genau, welche klubtreue Seele Urban war, und er wurde seinem Verein selbst in der schwersten Krise nicht abtrünnig.

Er rückte kurz nach Kriegsbeginn ein und wurde von der Landwehr zu den Tiroler Landesschützen versetzt. Er machte einen Teil des russischen Feldzuges mit und kam gleich bei Beginn der Feindseligkeiten nach Italien. Er erwarb sich sämtliche Tapferkeitsmedaillen und wurde außertourlich Leutnant, bei welcher Gelegenheit er sich aktivieren ließ. Auf Urlaub weilende Kollegen erzählten über die Waghalsigkeit und den Mut dieses Kämpfers und über die Beliebtheit, die er unter seinen Vorgesetzten und Untergebenen genoss.

Nun ist dieser hübsche, hochgewachsene, hoffnungsvolle Blondschopf, der erst im 23. Lebensjahre stand, dahin.

Möge ihm die Erde leicht werden. Für die Sportswelt und speziell für seinen Verein wird er unvergesslich bleiben.